Wer Cannabis liberalisiert, schützt die Jugend

Seit einem Jahr darf jeder Arzt in Deutschland legal Cannabis verschreiben. In Kalifornien sind seit Beginn dieses Jahres Cannabisprodukte auch legal erhältlich, und ab Juli wird Cannabis in ganz Kanada legal erhältlich sein. Damit wird erstmals in einem OECD- und G7-Staat nicht nur der Konsum, sondern auch der Anbau von Cannabis legalisiert. Weltweit zeichnet sich ab, dass immer mehr Staaten auf der Welt diesem Trend folgen.

Der Grund für diese Entwicklung ist nicht etwa, dass Cannabis nun als weniger gesundheitsschädlich eingeschätzt würde als in der Vergangenheit. Im Gegenteil, gerade weil vom Cannabiskonsum eine Suchtgefahr ausgeht und Kiffen gesundheitsgefährdend ist, sollte der Konsum – in einem regulierten Rahmen – legalisiert werden, so paradox sich dies anhören mag.

Die Verbotspolitik ist gescheitert

Man benötigt keine wissenschaftliche Expertise, um zu wissen, dass der tägliche Konsum von Cannabis in rauen Mengen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gesund ist, so wenig gesundheitsfördernd wie der grenzenlose Konsum von Alkohol oder der hemmungslose Genuss von Süßigkeiten und fettigen Chips. Gerade bei Alkohol beruft sich selbst die Bundesregierung auf die kulturelle Identität, was jegliche sachliche Diskussion ad absurdum führt, da „Komasaufen“ und Alkoholvergiftung kaum als Kulturgut bezeichnet werden können. Gibt es zum Alkoholismus klare Todesstatistiken, ist dies bei Cannabis gar nicht der Fall. Kurz und gut, auch die Schädlichkeit des Konsums von Cannabis ist, wie so oft im Leben, eine Frage der Häufigkeit und der Menge.

Vorbild könnte auch Kanada sein, wo ab Juli folgende Regeln gelten werden: Erwachsene dürfen bis zu 30 Gramm getrocknetes Cannabis besitzen und bis zu vier Pflanzen pro Haushalt privat anbauen. Die Weiterverarbeitung der Blüten zu Lebensmitteln für den persönlichen Gebrauch ist ebenso legal. Wer jedoch Cannabis an Minderjährige weitergibt oder es mit ihnen teilt, kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu 14 Jahren bestraft werden.Zusätzlich könnten ähnlich wie dort auch in Deutschland die hieraus entstehenden Steuermehreinnahmen in effektive Beratungs- und Präventionsprogramme eingesetzt werden. Ein weiterer guter Aspekt des kanadischen Vorbilds ist, dass auf allen verkauften Hanfprodukten der THC-Gehalt ausgewiesen werden muss, also die Konzentration des Wirkstoffs, der für den berauschenden Effekt von Cannabis verantwortlich ist und für den es eine maximal zulässige Obergrenze geben wird.Ein erster Schritt in diese Richtung wäre es, in Deutschland wenigstens Modellversuche zuzulassen. Besser noch wäre eine baldige Liberalisierung – und zwar nicht allein deshalb, weil dies dem Staat zusätzliche Steuereinnahmen in die Kassen spülen würde, sondern vor allem, weil nur so ein wirksamer Jugend- und Verbraucherschutz gewährleistet werden kann.

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